Was ist Social Learning? Social Learning bezieht sich auf dasjenige Lernen, das im Austausch mit anderen geschieht. Also nicht das individuelle Vokabelpauken oder Lesen, Hören, Sehen von Beiträgen. Und auch nicht das Üben als Einzelner. Vielmehr geht es beim Social Learning um das gemeinsame Üben oder auch Erörtern von Fragestellungen, das Erklären – oder auch die Diskussion über ein Thema. Das Teilen von Wissen und Erkenntnissen steht im Vordergrund sowie die gemeinsame Erfahrung. Gerade das Lernen zwischen erfahrenen und weniger erfahrenen Mitarbeitern kann für beide Seiten – und auch das Unternehmen – nützlich sein.
Die Anfänger profitieren von der Erfahrung und der Expertise der „alten Hasen“. Gleichzeitig bringen sie mit der „Anfängerbrille“ jedoch auch eine neue Perspektive ein, die erfahrene Mitarbeiter ggf. übersehen haben, da diese bereits alle Arbeitsroutinen internalisiert haben. Für die Experten liegt der Vorteil des Social Learning darin, dass sie untereinander auf hohem Niveau voneinander lernen können. Gleichzeitig können sie ihr Wissen mit den Anfängern teilen: Lernen durch Lehren heißt hier das Stichwort.
Social Learning kann in der persönlichen Begegnung geschehen – oder auch digital. Social Media wie Facebook, Twitter oder WhatsApp leben vom gemeinsamen Austausch. Die Übertragung von Facebook & Co. in den unternehmerischen Lernkontext liegt also nah. Bislang scheitern die unternehmensinternen Lösungen – sog. Enterprise Social Networks (ESN) –jedoch in aller Regel.  Sie sind einfach nicht „sexy“ genug, nicht ästhetisch genug – und vor allem nicht einfach genug in der Anwendung. Häufig versperren umständliche Anmeldevorgänge den einfachen Zugang. Oder die Nutzung vom privaten Smartphone aus ist gänzlich unterbunden. Oder die Lerninhalte sind auf Plattformen „versteckt“. Oder die Plattform arbeitet noch mit starren Fenstergrößen und ist nicht für die mobile Nutzung (responsive Inhalte) optimiert. Oder oder oder… Sicherlich wird sich in den kommenden Jahren hier jedoch noch viel tun, so dass auch innerhalb von Unternehmen Social Media selbstverständlich wird – auch im Corporate Learning. Wir selbst haben beim Blended Learning Projekt „Azubi-Camp“ mit der schlanken Lösung „Blink.it“ sehr gute Erfahrungen gemacht.

Social Learning Communities: Working Out Loud (WOL)

Ein Akronym wird in den digitalen Fluren deutscher und internationaler Unternehmen gewispert: WOL – oder Working Out Loud. Als Grass Root Bewegung startete der Initiator John Stepper „Working Out Loud“ vor wenigen Jahren:

„Working Out Loud ist eine einfache Methode, um relevante Arbeitsbeziehungen aufzubauen, die dabei helfen, ein Ziel zu erreichen oder neue Themen zu entdecken.“

Inzwischen gibt es in Deutschland eine ständig wachsende Schar von WOL-Begeisterten, v.a. in deutschen Großunternehmen (siehe Liste auf der offiziellen WOL-Webseite http://workingoutloud.com/ ). Die sehr aktive Community nutzt mit Leidenschaft die sozialen Medien (Facebook, Twitter & Co.) zum Working Out Loud.
Working Out Loud startet mit drei Fragen:

  1. Was möchte ich erreichen?
  2. Wer könnte mich dabei unterstützen?
  3. Wie kann ich dazu beitragen, die Beziehung mit diesen Personen zu vertiefen?

Auf den ersten Blick geht es um den gemeinsamen Austausch über die individuellen Projekte. Das eigentliche Ziel ist es jedoch, wertvolle Beziehungen zu knüpfen. Und wertvoll meint hier nicht nur „nützlich“, sondern auch menschlich wertvoll. Dazu werden sogenannte „Circles“ gebildet, in denen sich die Einzelnen Peer Support holen, also die Unterstützung durch die Gemeinschaft. Für John Stepper geht es um den Aufbau von „bedeutsamen Beziehungen“ (meaningful relationships).
Die Vorgehensweise für WOL wird ständig optimiert und ist zur einfacheren Durchführung in einzelnen Leitfäden (WOL Circle Guides) festgelegt. Aktuell (Dezember 2017) liest sich das 12-wöchige Programm wie folgt:

  • Anfangen
  • Woche 1: Entscheide Dich für ein Ziel & erstelle eine erste Liste von Leuten, die damit in Verbindung stehen
  • Woche 2: Deine ersten Beiträge
  • Woche 3: Mache drei kleine Schritte
  • Woche 4: Errege Aufmerksamkeit
  • Woche 5: Mache es persönlich
  • Woche 6: Verbessere Deine Sichtbarkeit
  • Woche 7: Sei zielgerichtet
  • Woche 8: Werde systematischer
  • Woche 9: Entdecke neue eigene und authentische Beiträge
  • Woche 10: Mache es zur Gewohnheit
  • Woche 11: Stelle Dir die Möglichkeiten vor
  • Woche 12: Reflektiere und feiere

John Stepper benennt fünf Kernelemente von Working Out Loud (hier frei von uns übersetzt):

  1. Beziehung: Knüpfe ein soziales Netzwerk und vertiefe Deine Beziehungen zu den Menschen in diesem Netzwerk.
  2. Großzügigkeit: Vertraue auf das Prinzip der Reziprozität (dem Prinzip der Gegenseitigkeit), ohne jedoch eine buchhalterische „quid pro quo“ Kalkulation zu führen.
  3. Sichtbarkeit der Arbeit: Sprich über Deine Arbeit, mach sie sichtbar, teile sie. Und zwar, während sie entsteht – also auch schon im unfertigen, unperfekten Zustand. Lade zu Feedback ein.
  4. Zielgerichtetes Entdecken: Bewege Dich mit einer klaren Absicht – und sei dabei offen für glückliche Zufälle, die Dir die Begegnungen mit anderen Menschen bringen. Lasse Dein Ziel Dir helfen, Deine Aktivitäten zu priorisieren.
  5. Wachstumsgeist: Bleibe neugierig, heiße Fehler als Lernchance willkommen und wachse an Deinem Scheitern, falls nötig.

Hier ein Beitrag des Magazins managerSeminare zu Working Out Loud von Anfang 2016:

https://www.slideshare.net/netmedianer/die-methode-working-out-loud-teilen-lernen

Lernen mit Twitter

Twitter ist eines der am häufigsten eingesetzten Lern-Tools weltweit. Jahrelang stand es auf Platz 1 der unter Learning Professionals angesehenen Hart-Liste. Nur in Deutschland fristet es ein Schattendasein im Reich des Unseriösen. Dabei kann es – richtig eingesetzt – ein überaus nützliches Werkzeug bei der Recherche oder beim Aufbau eines Experten-Netzwerks zu einem bestimmten Thema sein. Das Experten-Netzwerk dient dabei als menschlicher Filter, kuratiert im besten Fall das Internet und fischt die „Perlen“ zu einem bestimmten Thema heraus.
Gerade auch auf Kongressen o.ä. spielt Twitter seine Stärken aus. Großveranstaltungen dieser Art sind eine wahre Goldgrube für das Erweitern des eigenen Netzwerks. Dort twittern häufig:

  • Experten (ggf. sogar Wissenschaftler), die zu diesem Thema forschen bzw. ihre Meinung äußern
  • Blogger, die zu diesem Thema bloggen
  • Journalisten, die zu dem Thema publizieren
  • Interessierte „Peers“, die sich mit dem Thema beschäftigen bzw. die das Thema angeht
  • Interessierte Kunden, die Lösungen zu dem Thema suchen
  • Nachwuchskräfte / Talente (jung und alt), die sich für das Thema interessieren
  • Interdisziplinäre und cross-funktionale Kontake

Wer als Neuling Twitter einsetzen möchte, für den haben wir eine kurze Einführung zum Einsatz von Twitter als Lerntool geschrieben.
Twitter passt auch zum Trend des Micro Learning, den wir im nächsten Beitrag – kurz! – beleuchten.

Corporate Learning: 5 aktuelle Trends