Vielleicht haben Sie das auch schon erlebt: Sie standen vor einer Entscheidung oder einer offenen Frage und alles Abwägen von Argumenten und Grübeln half nicht weiter – oder brachte nicht das (insgeheim) gewünschte Ergebnis. Am Ende haben Sie „aus dem Bauch heraus“ entschieden. Gut so!
Albert EinsteinWas wirklich zählt, ist die Intuition.
Klar – solche Töne erwarten wir von spirituellen Gurus oder hinterwäldlerischen Rumpelstilzchen. Der Satz stammt jedoch von Albert Einstein. Sollte ein Wissenschaftler nicht dem rationalen Denken und der Logik verpflichtet sein? Jedoch: Die Realität sei zu komplex, um sie rational verstehen zu können; man müsse dem Weg der Intuition folgen – so der deutsche Physik-Nobelpreisträger Prof. Binnig.
Wir haben uns gedacht: Da muss etwas dran sein! Wir sind der Frage nachgegangen, was Intuition überhaupt ist – und wie sie uns im täglichen Leben nützlich sein kann. Wir sind überzeugt: Jeder Mensch hat Intuition. Es ist eine Gabe, die jedem zu eigen ist. Und eine Fähigkeit, die jeder trainieren und verbessern kann.
Viel Spaß beim Lesen!
Herzliche Grüße
Eike Reinhardt & Daniel Goetz

Eike Reinhardt & Daniel Goetz

Intuition bei Naturvölkern

Wenn wir im Reservat den Ältesten der Stämme zuhören, sind wir jedes Mal aufs Neue fasziniert, wenn sie von Geschehen berichten, die sich mit dem Verstand alleine nicht verstehen lassen. Das Mystische hat eine Anziehungskraft, der auch wir uns nur schwer entziehen können. So saßen wir am Lagerfeuer und bei Ritualen, in denen die „Spirits“ (Geister) der Ahnen herbeigerufen und um Hilfe gebeten wurden. Rational waren wir skeptisch; intuitiv konnten wir die Bedeutung der Zeremonie unmittelbar erfassen.

Was ist Intuition?

Intuition ist ein facettenreicher Begriff, für den keine allgemeingültige Definition existiert. Wir verstehen Intuition als implizites Wissen, das wir rational bzw. mit Worten nur unzureichend beschreiben können. Über Intuition (nur) zu sprechen wirkt häufig konstruiert.
Wir unterscheiden vier Erscheinungen oder Anwendungsfelder von Intuition:

  1. Intuition bei Entscheidungen
  2. Intuition im Kontakt zwischen Menschen (Empathie)
  3. Intuition als Geistesblitz, spontane Einsicht, kreative Eingebung
  4. Intuition als Vorahnung über die Zukunft

Die vier Bereiche gehen ineinander über. Wir beschäftigen uns v.a. mit den ersten beiden Aspekten. Kreativität und Intuition sind verwandte – jedoch aus unserer Sicht nicht identische Konzepte. Der kreative Prozess ist i.d.R. gerichtet – und kann harte Arbeit sein. Die Intuition kann die Kreativität unterstützen, ist dabei aber ein absichtsloser Prozess. Ob und in welcher Form Intuition als Vorahnung existiert, lassen wir erst mal so dahingestellt. Aber nicht nur Shakespeares Hamlet meint: „Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als die Schulweisheit erträumen lässt.“ Persönlich haben wir schon zahlreiche Begebenheiten erlebt, die für uns unerklärlich und im besten Sinne „verwunderlich“ waren.
Menschen, die viel Erfahrung mit Intuition gesammelt haben, erleben diesen Zustand häufig als Moment tiefer Stille. Sie öffnen sich und werden gewissermaßen zum Resonanzkörper für die Intuition. Professor Ernst Pöppel, Neurowissenschaftler und Autor, beschreibt Intuition als das „Finden einer richtigen Frage. Nicht die Antwort ist die Intuition, sondern die Frage ist die Intuition.

Wie kann man intuitiv leben?

Ein persönliches Beispiel: „Für mich ist gelebte Intuition, wenn ich morgens im Bett liege, gerade aufgewacht bin (und nicht direkt aufstehen muss) und mit dem Kopf im Kopfkissen vergraben liege – im halbwachen, noch halbschlafenden Zustand. Dann kommen mir die besten Gedanken. Sobald ich einmal aufgestanden bin, ist dieser Zustand nicht mehr aufzufinden.“
Begriffe wie Intuition oder gar „Vision“ können ziemlich bedrohlich wirken. Viele Menschen haben die Vorstellung, Intuition müsse etwas Überwältigendes sein, das uns von der Welt „entrückt“. Manche gehen bei dem Gedanken daran in Widerstand.
Bei den Naturvölkern haben wir genau das Gegenteil erlebt: Dort gehen die Menschen ganz natürlich mit dem um, was wir Intuition nennen. Sie leben intuitiv – ganz alltäglich. Doch was heißt das? Einerseits geben sie ihren Gefühlen und nicht-rationalen Gedanken mehr Raum und schenken ihnen mehr Beachtung. Gleichzeitig wird das Empfundene nicht sofort „aufgebläht“ und mystisch verklärt. Man könnte – aus unserer Perspektive – von einer alltäglichen Mystik sprechen.
Die Naturvölker haben aus unserer Sicht einen großen Schatz intuitiven Wissens. Sie wenden ganz natürlich das an, was wir aus Seminaren zur Führung, Kommunikation und emotionalen Intelligenz kennen.  Dieses implizite Wissen wird zum großen Teil über Lernen am Vorbild verinnerlicht. In unserer Welt hingegen sind wir sehr daran gewöhnt „etwas“ zu lernen: Tools, Tipps, Techniken. Der Vorteil dabei: Es geht schnell. Der Nachteil: Es wird zwar die „objekt-hafte“ Methode gelernt, aber die dazu angemessene Haltung nicht.
In unseren eigenen Seminaren legen wir daher Wert darauf, Erlebnisräume aufzuspannen, in denen die Teilnehmenden Erfahrungen machen und ihre eigenen Erkenntnisse sammeln können. Wir wollen dabei auch selber Vorbild für die dargestellten Inhalte sein.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!

Sie wollen Ihre Intuition trainieren? Dann probieren Sie folgende Übungen aus, die Sie ohne fremde Hilfe machen können:

  • Morgens beim Aufwachen noch etwas „mit dem Kopf im Kissen“ bleiben und sich fragen: An welche Träume kann ich mich erinnern? Darüber hinaus: Welche guten Gedanken kommen vielleicht „wie von selbst“? Notieren! Dazu am besten immer einen Block mit Stift am Bett haben.
  • Nutzen Sie einfache Meditationstechniken, um das ruhelose „monkey mind“, wie die Buddhisten sagen, für einen Moment zur Ruhe kommen zu lassen. Laden Sie die Stille ein – äußerlich wie innerlich. Sitzen Sie entspannt und nehmen bewusst Ihren Atem wahr. Nutzen Sie das innere Bild eines leeren Gefäßes, in das die Intuition hineinfließen kann. Seien Sie in diesem Moment dieses leere Gefäß.
  • Wenn Ihnen „die Decke auf den Kopf fällt“, während Sie über einer Entscheidung brüten: Gehen Sie an die frische Luft und machen Sie einen längeren Spaziergang. Körper und Geist kommen so in Bewegung. Bewegung tut dem Denken gut! Suchen Sie nicht nach Antworten, sondern lassen Sie sich von neuen Fragen überraschen.

Wichtig dabei: Gehen Sie die Sache mit der richtigen Haltung an. Laden Sie die Intuition ein und seien Sie ihr ein freundlicher Gastgeber. Intuition kann niemals und durch keine Methode erzwungen werden. Daher unser gut gemeinter Rat: Bemühen Sie sich nicht! Mühe verhindert, dass die Intuition frei fließen kann. Machen Sie es vielmehr wie die Atemtherapeutin Herta Richter: „Intuition kommt aus einem Raum, zu dem ich mich öffne.
Viel Freude beim intuitiven Experimentieren – und gutes, müheloses Gelingen!

Teilen Sie uns Ihre Erfahrungen mit!

Wie ist Ihnen die Intuition bisher begegnet? Welche Beispiele für intuitive Erlebnisse haben Sie? Können Sie diese gedanklichen Orte oder Zustände bewusst hervorrufen oder zumindest begünstigen? – Teilen Sie Ihre Gedanken auf unserer Facebook-Seite!

Der Blick nach vorn – darauf können Sie sich freuen

In den nächsten Ausgaben der Rauchzeichen berichten wir:

  • Intuition bei komplexen Entscheidungen nutzen
  • Intuition im Umgang mit anderen: Empathie als Teil der emotionalen Intelligenz
  • Die Grenzen der Intuition