Ohne Resonanz wäre die Welt still, leer und tot. In der biologischen Evolution ist Wandel ein andauernder Prozess – keine Aufgabe, die man einmal abhaken kann. Und evolutionäre Prozesse sind auf das Feedback, die Resonanz aus der Umwelt angewiesen. Was funktioniert gut – was weniger gut? Was hilft mir beim Überleben? Resonanz ist überlebenswichtig. In dieser und der nächsten Ausgabe möchten wir für eine lebendige Resonanzkultur werben und darstellen, welche Vorteile diese gerade für Unternehmen und Führungskräfte mit sich bringt. Viel Vergnügen beim Lesen und herzliche Grüße Eike Reinhardt & Daniel Goetz

Aktuelle Veranstaltungshinweise unten – u.a. unseren Vortrag zur Resonanzkultur – beachten![/info]

Wettbewerbsvorteil Resonanzkultur

Resonanz – wieso soll das wichtig sein?

Erfährt ein Mensch keine Resonanz, so fühlt er sich wirkungslos – beliebig – austauschbar. Das ist fast das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann. Ist eine Welt ohne Resonanz vorstellbar? –  Es gibt sog. schalltote Räume, wo 99,99 Prozent der Geräusche absorbiert werden. Das ist technisch manchmal nützlich. Aber dort hält es niemand länger als 45 Minuten aus, weil das Gefühl zu beklemmend ist. Der Fachbegriff dazu ist „sensorische Deprivation“. Auf Wikipedia ist dazu zu lesen: „Wird der Geist vollständig von Außenreizen abgeschirmt, stellen sich bald Halluzinationen und ein verändertes Bewusstsein ein.“ Übertragen wir das Konzept auf die soziale Resonanz: Menschen definieren sich über Resonanz – den Unterschied, den sie in der Welt machen. Erst dadurch, dass wir mit der Welt in Resonanz gehen, erleben wir uns selber. Wir nehmen uns überhaupt erst dadurch selber wahr. Wir wüssten nicht, wer wir sind, wenn wir keine Resonanz erlebten. Der bekannte Neurobiologe Joachim Bauer schreibt in seinem Buch „Prinzip Menschlichkeit“:

Motivationssysteme schalten ab, wenn keine Chance auf soziale Zuwendung besteht.

Und spätestens jetzt sollte jede Führungskraft hellhörig werden. Menschen sind biologisch ausgelegt auf soziale Resonanz und Kooperation.

Wie Unternehmen von einer lebendigen Resonanzkultur profitieren

Resonanz kann die Produktivität unmittelbar erhöhen. Eine Studie in der japanischen Shinsei-Bank hat gezeigt, dass Bank-Angestellte produktiver waren, die ein unmittelbares Feedback zu ihrer Leistung erhalten hatten. Das Feedback wurde hier tagesaktuell auf technischem Wege gegeben. Eine andere Form des technischen Feedbacks sind die Key Performance Indicators aus der Balanced Scorecard. – Aber machen wir uns nichts vor: Nicht alles lässt sich über technisches Feedback lösen. Es ist vielmehr die Kernaufgabe der Führung, Feedback zu geben und für eine gute Resonanz im Unternehmen zu sorgen. Es gibt einige Studien, die diese Aussage untermauern:

  • AOK-Studie (2008, 15.000 befragte Mitarbeiter): Zwischenmenschliche Aspekte werden darin als Krankheitsfaktor Nr. 1 identifiziert. Hauptursache: schlechtes Betriebsklima und eine als ungerecht empfundene Behandlung durch Vorgesetzte.
  • Gallup-Studie (jährlich seit 2002): Untersucht wird die emotionale Bindung der Mitarbeiter an ihren Arbeitgeber. Lediglich 15% der befragten Mitarbeiter (2012) äußern eine hohe emotionale Bindung an ihr Unternehmen. Hingegen hat bereits jeder Vierte innerlich gekündigt. Als Hauptgrund dafür wird die direkte Führungskraft angegeben: Mangelnde Anerkennung, kein konstruktives Feedback, man werde nicht „als Mensch“ wahrgenommen. Anders ausgedrückt: Es fehlt an Resonanz.
  • Studie „Value of Corporate Culture“ (2013, durchgeführt von drei angesehenen US Business School, bei 1000 Unternehmen): Untersucht wurde die Wahrnehmung des Managements durch die Mitarbeiter. Ihr Ergebnis: Unternehmen, in denen Mitarbeiter eine hohe gelebte Integrität des Managements empfinden – und diese nicht nur in Hochglanz-Broschüren zur Schau gestellt wird – weisen eine höhere Produktivität, eine höhere Rentabilität und eine höhere Attraktivität für künftige Bewerber aus.

Management-Guru Reinhard Sprenger hat es so zusammengefasst:

Menschen kommen zu Unternehmen – aber sie verlassen Vorgesetzte.

Die Resonanzkultur nähren

Wenn eine lebendige Resonanzkultur so wichtig ist – wie kann diese im Unternehmen wachsen und gedeihen? Was kann ich als Führungskraft tun, um diese zu nähren? Idealerweise durchdringt die Resonanzkultur das gesamte Unternehmen: Von der organisationalen Struktur, über die Team-Ebene, bis zum direkten zwischenmenschlichen Austausch. Man kann sogar ganz für sich selbst Resonanz organisieren, selbst wenn keine andere Person zur Verfügung steht. Dazu im nächsten Newsletter mehr.

Feedback als eine Form der Resonanz

In dieser Ausgabe schauen wir auf Feedback als eine mögliche Form von Resonanz. Ich kann Feedback geben – ich kann aber auch Feedback erhalten wollen und aktiv einholen.  Metaphorisch gesprochen kann ich der Stein sein, der den Wellenschlag auslöst. Oder ich kann das Wasser sein, das die Resonanz aufnimmt.

Feedback geben

Ein einfaches Modell macht den Nutzen von Feedback verständlich: Das sog. Johari-Fenster. Informationen zu einer Person werden dort einem der vier Bereiche zugeordnet:

  • Den öffentlichen Bereich von mir. Dieser ist mir selber und auch den anderen bekannt.
  • „Mein Geheimnis“ bzw. mein privater Bereich, der nur mir selber bekannt ist.
  • Den „blinden Fleck“ – dieser ist nur für die anderen sichtbar. Man könnte hier vom Unterschied zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung sprechen. Hier wird (gutes) Feedback zur wertvollen Erkenntnisquelle. Ich erfahre etwas über mich, das mir vorher nicht bekannt oder zumindest bewusst war.
  • Zuletzt gibt es noch den unbekannten Bereich, über den weder ich noch die anderen etwas wissen.  Durch Annahme von Feedback und die Preisgabe von Privatem verkleinert sich dieser Bereich.

Johari-Fenster Tipps zum guten Feedback-Geben gibt es viele. Die jüngste Ausgabe der Zeitschrift managerSeminare (April 2014) widmet sich diesem Thema ausführlich. Aus unserer Sicht die wichtigste Voraussetzung: die Haltung muss stimmen. Die besten Techniken bekommen einen schalen Beigeschmack, wenn der Feedback-Geber es nicht glaubhaft wohlwollend mit dem Feedback-Nehmer meint.

Feedback nehmen

Feedback geben ist das eine. Feedback einholen das andere. Eine gute erste Frage für Führungskräfte ist häufig: Wie denke ich selber über Feedback und Kritik? Bin ich Vorbild für meine Mitarbeiter, wenn es um das „Feedback nehmen“ geht? Führungskräfte haben die Not und Pflicht gleichermaßen, sich mit Resonanz zu versorgen. Im stillen Kämmerlein hungern Top-Führungskräfte nach Resonanz. Wie alle Menschen wollen sie gern Positives hören. Aber nichts ist schlimmer, als zu wissen, dass man gar kein echtes Feedback mehr bekommt, sondern alle einem nur noch nach dem Mund reden. Das wird schnell zu einer einsamen Angelegenheit. Für manche Führungskräfte wird das Unternehmen zum schalltoten Raum – mit der Gefahr, „mit Halluzinationen und verändertem Bewusstsein“ leben zu müssen.

Ausblick: Empfehlenswerte Veranstaltungen

Speakers Night am 02. April 2014 im Kölner Stollwerck

Am 02. April 2014 stehen wir auf der Bühne bei der Speakers Night zum Thema “Führungskultur im Wandel” von Eileen Jacobs & Tanja Peters. Wir diskutieren die Frage: Wie profitieren Unternehmen von einer lebendigen Resonanzkultur?

  • Wieso ist Resonanz für Menschen wichtig?
  • Welche Effekte hat eine gute – oder auch schlechte – Resonanzkultur auf den Unternehmenserfolg?
  • Was können wir von den Kulturwissenschaften lernen, um eine lebendige Resonanzkultur im Unternehmen zu leben?
  • Welche Form von Feedback braucht es?
  • Welche weiteren Formen von Resonanz kann ich als Führungskraft für mich organisieren?

Wir freuen uns auf ein „volles Haus“.

Kongress „Führung 2.0“ in Karlsruhe

Silvia Richter-Kaupp bietet auch dieses Jahr wieder ein Forum für Coaching-Kompetenz im Beratungs- & Führungsalltag. Mit viel Engagement und Expertise organisiert sie diesen praxisorientierten Tag mit Vorträgen und Workshops unterschiedlicher Experten. Im letzten Jahr durften wir mit unserem Workshop „Tipps & Tools zur Arbeit mit Werten in Beratung, Führung und Coaching“ zum Gelingen der Veranstaltung beitragen. Und auch dieses Jahr kann die Tagung wieder mit einem interessanten Programm aufwarten.

Seminar findet statt: Coachen wie der Medizinmann

Am 05.-06. Juli 2014 bieten wir ein Seminar an für Coachs, Berater, Trainer und Therapeuten, die sich fragen: Wie geht ein Medizinmann mit Menschen um? Und was kann ich für meine professionelle Arbeit mit Klienten davon lernen? Wir geben in diesem zweitägigen Workshop zum indigenen Coaching praxisnahe Antworten, die sich direkt in die eigene Arbeit integrieren lassen. Unsere Einsichten basieren auf unseren eigenen Erfahrungen bei indigenen Kulturen.

Rückblick: Was agateno sonst noch gemacht hat

Zu Gast im Coaching Café Coeln

Der Einladung des Coaching Café Coeln sind wir sehr gerne gefolgt und haben am 03. Februar praxisnahe Antworten zum indigenen Coaching gegeben. Die wie immer liebevolle Organisation von Urle U, Marie Gerhards (und Oliver Driver, der an diesem Abend bei indigenen Völkern in Südamerika war und daher nicht anwesend sein konnte) sowie die Schar interessierter Teilnehmenden hat den Abend auch für uns zu einem Highlight werden lassen.

Storytelling – was moderne Speaker von alten Kulturen lernen können

Ebenfalls Anfang Februar waren wir als Referenten zu Gast bei der German Speakers Association (GSA). – Speakern etwas über Storytelling zu erzählen? Ist das nicht wie das sprichwörtliche Eulen-nach-Athen-Tragen? – „Der Abend war sehr unterhaltsam, intensiv und mit so manchen Aha-Effekten versehen.“ – so die Rückmeldungen aus dem Nachbericht der GSA. Danke von unserer Seite für diese schöne Gelegenheit des Austausches!

Dr. Reinhard Sprenger hat gesprochen – wir haben zugehört

Im Kölner RheinEnergieStadion einen spannungsvollen und lehrreichen Vortrag zum Thema „Meisterhaft führen“ hören – das hat was! Uns hat der vom Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) organisierte Abend sehr gefallen. Was wenige wissen: Der Bestseller-Autor und Experte für Führungsfragen hat selber Kontakt mit den Hopi-Indianern in Arizona und darf an deren Stammestreffen teilnehmen. Die besondere Kommunikationskultur dort – fernab des Esoterischen – hat ihn nachhaltig fasziniert, wie er uns in einem kurzen Gespräch im Anschluss verraten hat. Das Thema hätten wir natürlich gerne vertieft – zeitlich war dies jedoch nicht möglich. Vielleicht andermal! Übrigens: Seit einiger Zeit sind wir Botschafter des BVMW Köln und unterstützen den Austausch der Mitglieder in der Region.