„What you give you get.“ Ist eine indianische Weisheit, die auch in der heutigen Zeit ihre Gültigkeit bewahrt hat. Sie drückt die Leidenschaft zur Eigenverantwortung aus. Sie ist zudem Ausdruck des Glaubens an die Fähigkeit der Heilung und Stärkung von innen heraus. Sich selbst als das handelnde Subjekt erleben – nicht als das Opfer, dem etwas zustößt. Moderne Begriffe für diese Überzeugung sind Selbstführung oder Selbststeuerung.
Management-Guru Peter F. Drucker wird der Satz zugeschrieben:

Nur wenige Menschen sehen ein, dass sie letztendlich nur eine einzige Person führen können und auch müssen. Diese Person sind sie selbst.

Auf der Veranstaltung TEDxKoeln 2013 waren wir als Redner vertreten und haben gefragt: Eigenverantwortung – nur etwas für Helden?

Der Sonnentanz ist das höchste Ritual der Prärie-Indianer. Es fordert den Tänzern Heldenhaftes ab: tagelang fasten und am Ende das eigene Fleisch opfern für das Wohl des Stammes. Mühsal und Leiden des viertägigen Rituals sind keine Mutprobe oder ein unterhaltsamer Zirkus. Vielmehr ist die bewusste und sinn-volle Hingabe ein heiliger Akt zugunsten eines höheren Gutes. Die Verbindung mit den „Spirits“ und dem was größer ist als wir selbst – sowie die Verbundenheit mit der Gemeinschaft. Der Held opfert sich, ohne Opfer zu sein.

„Was ist Deine Medizin?“ fragt nicht nach einer Pille oder einem Kraut. Es geht dabei vielmehr um den Beitrag des Einzelnen für das Gemeinwesen. Wofür stehst Du ein? Wofür setzt Du Dein Talent ein? Was scheint durch Dich hindurch?
Helden antworten dem Ruf, der sie in die Welt hinauszieht. Doch welchem Ruf folgen wir im Leben? Und wenn wir diesen Ruf hören: Welche Antwort geben wir? Was ist unsere „Eigenver-Antwort-ung“?

Wer hätte nicht Lust, zum Helden oder zur Heldin zu werden? – Wir haben uns gefragt: Wie kann das gelingen? Für alle angehenden “Heroes” haben wir fünf Tipps an der Hand (Transkription aus dem Vortrag):

  • Was ich gebe, erlebe ich.“: Wähle eine Person aus, der Du für eine Weile Deine ganze positive Energie schenkst – und bemerke, wie diese Person durch Deine Unterstützung wächst! Und dann schau, wie Du selber dadurch wächst.
  • Spiritueller Name: Welchen spirituellen Namen trägst Du? Oder anders: Was ist Deine Mission? Für was bist Du bereit, Dich zu opfern? Wo in Deinem Leben hast du es schon getan?
  • Und trotzdem!“ Bei welchem Vorhaben, bei dem Du Widerstand erfährst, kannst Du nun zum Helden werden und sagen: „Und trotzdem“ und es dann machen?
  • Stop whining – keep moving!“ Hast Du ein persönliches Projekt, das wichtig für Dich ist – das sich aber hinzieht wie ein Kaugummi? Dann ist jetzt die Zeit, Dein ganzes Durchhaltevermögen dort hinein zu stecken und zu sagen: „Stop whining – keep moving!“
  • Reiß‘ Dir das Opferschild von der Stirn.“: Bei was hängt Dir das Mitleid der anderen – oder auch Dein eigenes – regelrecht zum Hals heraus? Wo kannst Du nun zum stolzen Krieger werden und das Mitleid von Dir abstreifen?

Eigenverantwortlich – oder gar „heldenhaft“ – zu handeln, erfordert häufig Mut. Doch man muss nicht gleich in brennende Häuser laufen und Kinder aus dem Feuer retten. Der Alltag bietet ausreichend Gelegenheit, sich im Kleinen zu beweisen. Im Coaching ist dies die Aufforderung zur Musterunterbrechung. Die Evangelische Kirche nennt es in ihrer Aktion (s.o.) „fasten“. Das Wort fasten hat seine Ursprünge im Begriff „festhalten“ – i.S.v. festhalten an höheren Geboten. Was kann das sein? Die nächsten sieben Wochen (Aschermittwoch bis Ostern) bieten Gelegenheit für kleine, mutige Projekte mit hoher „emotionaler Gefahr“ für einen selber (und geringer für Andere, bitte!): Menschen anrufen, mit denen man lange keinen Kontakt hatte; etwas emotional „Verrücktes“ tun; sich der Gefahr des „Scheiterns“ aussetzen (z.B. nach einer Gehaltserhöhung fragen); die Spinnen im Keller nicht zertreten, sondern nach draußen setzen; das Richtige tun, auch wenn niemand es sieht; … Die Liste möglicher persönlicher Heldentaten ist lang.

Und nach einer Heldentat? Den Erfolg feiern! Können Sie sich einen Asterix-Comic vorstellen, in dem am Ende nicht mit einem deftigen Wildschwein-Gelage gefeiert wird? Wohl kaum. Denn das Feiern von Erfolgen gehört zum Heldentum dazu. Im Alltag beachten wir unsere persönlichen Erfolge häufig nicht: „Das war doch normal“, sagen wir dann. Ein mahnender Leitsatz heißt: „Wer feiern kann, kann auch arbeiten.“ Ja, das stimmt wohl: Ohne eine heilsame Selbstdisziplin geht es nicht. – Aber ist es nicht umgekehrt genauso richtig und wichtig? Sich selber mal etwas gönnen und innerlich auf die Schulter klopfen; einen Dank oder eine Anerkennung von Anderen auch annehmen; es auch mal „gut sein lassen“ anstatt sich dem eigenen Perfektionstrieb hinzugeben. Fällt Ihnen das schwer? Ist die Unfähigkeit zum Genuss vielleicht sogar eine „deutsche Krankheit“, wie die Diageo-Pernod Ricard-Genuss-Studie herausgefunden haben will? Ein Aspekt der Studie hat uns besonders angesprochen: Zum „sinnlich-provakanten Genuss [gehört,…] auch mal etwas Verrücktes zu machen – also etwas Sinnliches, Provokantes, leicht Verbotenes, jenseits des sozial Akzeptierten.“ – Und das hört sich doch fast schon wieder nach einer mutigen Musterunterbrechung an: Heldenhafter Genuss – das wäre doch mal was, oder?

Dank annehmen und Dank schenken – die zwei Seiten der beidseitig goldenen Medaille. Dankbar zu sein ist keine Schwäche, sondern kann sogar ein Zeichen von Souveränität sein. Dankbarkeit auf Augenhöhe könnte man es nennen. Im Reservat bei den First Nations haben wir eine Form der Dankbarkeit gegenüber der Natur erlebt („Mother Earth“ – im christlichen Sinne wohl „der Schöpfung“). Diese Demut den „kleinen Dingen“ gegenüber hat uns sehr fasziniert – und berührt. Man muss nicht unbedingt an die „belebte Natur“ von Steinen und Pflanzen glauben, um sich bewusst an ihr zu erfreuen und dabei Dankbarkeit zu empfinden. Gerade den Wert der unscheinbaren und „normalen“ Dinge erleben wir dann am stärksten, wenn sie uns fehlen: Man denke an die eigene Gesundheit – oder auch das sprichwörtliche „Salz in der Suppe“.

Es gibt nichts Gutes – außer man tut es! Wenn Sie jetzt Geschmack auf etwas Heldentum bekommen haben, probieren Sie es doch einfach aus – z.B. an drei konkreten Heldentaten. Greifen Sie in das Fass der persönlichen Herausforderungen und ziehen drei kleine Projekte heraus, die Sie sich für die Zeit bis Ostern vornehmen. Noch einige Tipps, damit Sie am Ende feiern können:

  • Führen Sie Buch – innerlich oder auch auf Papier – über Ihre eigenverantwortlichen Taten.
  • Ziehen Sie für regelmäßige Handlungen (oder Verzichtsübungen im klassischen Fasten-Sinne) frühestens nach drei Wochen oder auch erst zu Ostern eine Bilanz.
  • Fragen Sie sich dann: Was ist jetzt anders? Was ist vielleicht ganz neu? Wann fiel das „Fasten“ eher leicht? Welche neuen Qualitäten konnten Sie an sich entdecken?
  • Lassen Sie es Andere zumindest im privaten Umfeld wissen, dass Sie gerade fasten: Sowohl die öffentliche Bekenntnis als auch die Unterstützung von außen können helfen, durchzuhalten.
  • Seien Sie kein Einzelkämpfer – finden Sie Mitstreiter. Eine gemeinsame „Opfergabe“ verbindet und stärkt.
  • Behalten Sie von Anfang an im Auge, Ihren Erfolg zu feiern – im Stillen oder in Gemeinschaft. Jeder wird sich mit Ihnen freuen, wenn Sie dann zu Ostern z.B. eine Runde in der Kneipe ausgeben.
  • Last but not least: Bleiben Sie Mensch. Selbst dann, wenn Sie am Ende nicht „durchhalten“ oder das Vorgenommene nicht verwirklicht haben. Verzeihen Sie sich v.a. kleine „Sünden“ zwischendurch und brechen nicht das gesamte Projekt ab. Jeder Tag ist in dieser Hinsicht eine neue Gelegenheit.

Wir wünschen viel Freude dabei und sind auf Rückmeldungen (via Facebook) gespannt!