In den letzten Jahren hat sich immer mehr gezeigt, dass Menschen das Kapital für Erfolg sind. Es ist nicht Fachwissen allein, es sind nicht Tools oder Strukturen, die ein Projekt zum Erfolg werden lassen. Es sind die Menschen, die innerhalb von Teams zusammenarbeiten. Ein Grund, weshalb sich das Managen von Beziehungen zu einem neuen Führungsschwerpunkt etabliert hat – vor allem im Hinblick darauf, wie sehr die zu bewältigende Komplexität des Arbeitsalltags zugenommen hat. Dass hier womöglich auch mehr Fehler passieren können, sollte nicht verwundern. Aber wie mit ihnen umgehen?

Aus Erfolgen lernen

Fast gebetsmühlenartig wird von Tag zu Tag, von Projekt zu Projekt wiederholt, wie gut es sei, aus Fehlern zu lernen. Richtig so! Doch vergessen wird dabei oft, dass man auch aus Erfolgen lernen kann. Denn: Was hat dazu geführt, dass man diese Erfolge feiern kann? Was funktioniert schon gut? Was sollte nicht verändert oder sogar noch gestärkt werden?

Unverschämte Fehlerkompetenz

Auch aus Fehlern darf jederzeit gelernt werden. Doch wie wird das möglich? Indem Fehler ungeschönt und ohne Scham betrachtet werden. Indem Mitarbeitenden die Angst davor genommen wird, neue Wege zu gehen und am Ende womöglich auch Fehler zu machen. Denn, wer Angst vor Fehlern hat, wird diese vermutlich vertuschen wollen. Weder der Verursacher selbst noch die Organisation als Ganzes können daraus lernen. Auch vermeidbare Fehler haben häufig einen verborgenen Lernnutzen. Denn allzu oft stecken hinter menschlichem Versagen viel zu komplizierte Abläufe, die einer Vereinfachung bedürfen. Vereinfachte Prozesse sind oft die beste Fehlerprophylaxe.

Krisenkompetenz als Ressource der Zukunft

Fehler können Krisen nach sich ziehen. Wer eine Krise überstanden hat, wird in seiner Krisenkompetenz gestärkt. Besonders Unternehmen können mit jeder neuen Krise auf den gemachten Erfahrungen aufbauen und so gestärkter anspruchsvollen Situationen begegnen. Auf diese Weise wird Krisenkompetenz zu einer zentralen Ressource für die Zukunft.

Die große Idee einer verheißungsvollen Zukunft

Ikarus stürzte ab, als er zu hoch flog und der Sonne zu nah kam. Größenwahn kann zu Problemen führen. Unserer Erfahrung nach sind es im Unternehmen jedoch nicht die unrealistischen Visionen, die zu Problemen und Krisen führen. Vielmehr ist es die mangelnde Inspiration bezüglich einer verheißungsvollen Zukunft, die Menschen die Motivation raubt.

Simon Sinek spricht in seinem Golden Circle Ansatz davon, das »WHY« – also das WARUM bzw. im Deutschen eher das WOZU – in den Mittelpunkt von Führung zu stellen. Bezogen auf Marketing formuliert er: „People don’t buy WHAT you do – but WHY you do it!” Im Hinblick auf Führung heißt das: „People don’t follow you because of WHAT you do – but WHY you do it!” Welcher »großen Idee« soll der Mitarbeiter folgen? Was ist das attraktive Ziel – die verheißungsvolle Zukunft – auf die das Unternehmen, die Abteilung, der Mitarbeiter zusteuern soll?

Inkrementelle und fortwährende Verbesserung statt Suche nach Problemursachen

Die große, verheißungsvolle Zukunft ist ein wichtiger Motivator. Ebenso wichtig ist es, den Blick pragmatisch auf den nächsten, vor einem liegenden Schritt zu lenken. Steht man auf einer Skala von 0 (ganz mies) bis 10 (großartig) auf Position 3, dann ist der nächste Schritt nicht die 10. Vielmehr geht es zunächst um die Verbesserung auf Position 4 oder 5 der Skala, um dann von dort aus weiterzugehen. Schritt für Schritt.

Dazu braucht es ein neues Mindset – weg vom Problemdenken hin zu Verbesserungen. Der Anthropologe Gregory Bateson hat sinngemäß formuliert, dass man nicht wissen müsse, was »gut« sei, um zu wissen, was »besser« sei – denn wir lernen v. a. durch den Vergleich, den relevanten Unterschied. Das Denken in inkrementellen Verbesserungen fordert daher dazu auf, die Suche nach Problemursachen zu pausieren und sich stattdessen auf die funktionierenden kleinen Schritte und Verbesserungen zu stützen. Und es bedeutet auch: Wenn etwas nicht funktioniert – höre auf damit und probiere etwas anderes!

Das beginnt bei der Führung

Fehlerkultur, Krisenkompetenz, Zukunftsinspiration, das Denken in Verbesserungen – all das beginnt beim Menschen. In Organisationen beginnt es bei den Menschen, die führen. Ein Schlüssel, um genau das mit der eigenen Führung zu ermöglichen, ist die Lösungsfokussierung. Mit einer lösungsfokussierenden Führung werden Stärken gestärkt, kann aus Fehlern wie aus Erfolgen gelernt werden, können Inspirationen und Motivation gefördert werden.

Warum eigentlich nicht »lösungsfokussierte« Führung?

Anders als in der Literatur üblich sprechen wir vom lösungsfokussierenden Ansatz (vgl. Tom Andreas), um den Prozess der Fokussierung zu betonen. Es geht nicht um die Fixierung auf eine vermeintliche Lösung, sondern vielmehr um das Einüben einer Haltung, die Lösungen herbeiführt. Frei nach dem Philosophen Ludwig Wittgenstein: Die Lösung eines Problems bemerkt man an dessen Verschwinden – oder anders gesagt: an dessen Auflösung. Insofern hat der lösungsfokussierende Ansatz häufig eine problemauflösende Wirkung. Und ist erstaunlich erleichternd und problembefreiend.

Lösungsfokussierende Führung ganz praktisch

Fragen Sie sich als lösungsfokussierende Führungskraft:

  • Was gelingt bereits gut? Worauf kann man aufbauen?
  • Welche Stärken, Talente, Kompetenzen kann ich im anderen erkennen? Und wie kann ich dies dem anderen auf authentische und verbindliche Weise widerspiegeln? Es geht hier um echte Rückmeldungen – nicht um Lobhudelei!
  • Wie kann ich Aufmerksamkeit schenken? Authentische Aufmerksamkeit ist für Mitarbeiter nicht selten mehr wert als Geld.
  • Falls etwas nur selten gut funktioniert: Unter welchen Bedingungen funktioniert es gut?

Wir wünschen viel Erfolg bei der Erneuerung Ihrer Führung – und weisen noch auf die anderen Themen rund um die Blog-Reihe »Leadership of the Future« hin.

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