Nicht jede neue Idee ist gleich eine Innovation. Es braucht einen Prozess kreativer Spannung, um echte Innovationen entstehen zu lassen. Nur wer sich dabei über Grenzen hinauswagt, mutig andere Wege einschlägt und den Narren Freiheit schenkt, wird Vielfalt steigern, Muster brechen, die eigene Wandlungsfähigkeit fördern und damit die Basis für innovative Entwicklungen schaffen.
Was sind Innovationen? Und wie kann ich sie fördern?
Die dynamischen Bedingungen des Marktes lassen den Ruf nach innovativen und disruptiven Ideen immer lauter werden. Nur wer bereit ist, die Regeln des Spiels neu zu definieren, bleibt vorne mit dabei. Denn Innovationen sind Neuerungen, die den Kundennutzen eines Produktes oder einer Dienstleitung verbessern oder aber die Kosten dafür verringern, sodass sie einen Wettbewerbsvorteil bieten. Eine Innovation »löst ein Problem« des Kunden oder »befriedigt ein Bedürfnis«. Der damit geschaffene Mehrwert ist das Nadelöhr, durch welches eine Idee gehen muss, um zu einer echten, wirksamen Innovation zu werden. Neben dem Mehrwert entscheidet auch die Zeit über den Innovationserfolg: nur wenn sie reif ist, wird aus einer Idee eine echte Neuheit. Eine technische Neuerung, die keiner will oder braucht, ist keine Innovation.
Wie gelange ich zu innovativen Ideen?
- Spaß und Neugierde sind die Grundlagen für Kreativität. Bleiben Sie also neugierig und erlauben Sie sich, Altbewährtes infrage stellen zu dürfen.
- Fragen sind die Antworten: Suchen Sie die richtigen Fragen! Überlegen Sie sich: „Welche Frage muss ich mir stellen, um auf neue Gedanken zu kommen?“
- Stress und Zeitdruck verhindern Kreativität. Kreativität braucht Freiraum.
- Vorschnelle Kritik zerstört Kreativität.
Was sind die Merkmale einer Innovationskultur?
- Vielfalt – neudeutsch »Diversity« – wirkt als Katalysator für Kreativität. Monokulturen können einen guten Standard produzieren. Doch erst Vielfalt im Unternehmen erzeugt positive Spannung, die sich kreativ nutzen lässt.
- Kreative Ideen haben jedoch nur eine Überlebenschance, wenn eine verzeihende Fehlerkultur »Null Fehler« heißt leider auch »Null Kreativität«.
- Darüber hinaus arbeiten agile Methoden wie SCRUM & Co. mit kurzen und häufigen Feedbackschleifen. Statt langwierig bis ins Detail ausdifferenzierte Pläne anzufertigen, wird zu überschaubaren Zwischenzielen gesprintet – und dann ad-hoc evaluiert und nachgeschärft.
Weitere Gedanken zum Thema Innovation in diesem Video (4 Minuten), das wir vor einigen Jahren erstellt haben.
Gute Führung fördert Innovationen im Unternehmen
Was müssen Führungskräfte leisten, um einen Rahmen für Innovationen und innovative Menschen im Unternehmen zu geben? Aus Sicht der Neurowissenschaften muss Führung die neurobiologischen Grundbedürfnisse schützen. Daher muss Führung einen sicheren Rahmen bieten – zum Ausprobieren, Experimentieren, Fehler machen und Lernen. Nur dann gelingt »Out-of-the-Box«-Denken. Zudem unterstützt gute Führung das Bedürfnis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach persönlicher Entwicklung (vgl. Positive Leadership). Mehr zu den modernen Formen der Führung in unserer Reihe »Leadership of the Future«.
Besonders wichtig ist, dass im Unternehmen der Raum für Resonanz vorhanden ist: Führung muss Feedback geben – und zwar nicht nur 1x im Jahr im offiziellen Mitarbeitergespräch – und auch nicht anonym im 360°-Feedback. Vielmehr erfordert eine lebendige Resonanzkultur auch die persönliche Rückmeldung im täglichen 1-zu-1. Menschen zu führen heißt auch, ihnen aussagekräftiges Feedback geben zu können – ein Feedback, das gleichermaßen klar und wertschätzend ist.
Der Narr als Kulturtreiber von Innovation
Der Narr am königlichen Hof hatte das besondere Privileg, offen seine Meinung sagen zu dürfen – und dem Oberhaupt den Spiegel vorzuhalten. Er sorgte für kreative Unruhe und erlaubte sich, die rigiden Ketten der Konventionen zu sprengen. Im besten Falle institutionalisiert ein Unternehmen das »Regelbrechen« als wiederkehrende Erinnerung daran, dass die Auseinandersetzung mit dem Non-Konformen notwendig ist für kreative Spannung und innovatives Arbeiten. Hier geht es nicht um die Ausrufung der Anarchie im Unternehmen, sondern vielmehr um das Etablieren von Räumen, in denen sich kreative Ideen zu Innovationen entwickeln dürfen.
Aus unseren eigenen Feldforschungen wissen wir: In den indigenen Gesellschaften Nordamerikas, die wir besucht haben, ist der »Heyoka« bekannt, der ähnlich wie der Narr die traditionelle Welt auf den Kopf stellt, der Rituale »falsch herum« ausführt und scheinbar dem Werte-Kodex durch sein Handeln widerspricht. Heyoka sind diejenigen, die tradierte Grenzen überschreiten – oder neudeutsch »out-of-the-box« denken und handeln. Nicht selten bauen sie Brücken zu Externen und öffnen so den Tribe (Stamm) für Einflüsse von außen.
Musterunterbrechung – andersrum ist auch mal gut
Wollen Sie Vorbild für innovatives und disruptives Denken sein? Wollen Sie Ihre Wandlungsfähigkeit erhöhen? Wollen Sie auch mit unfreiwilligen Musterunterbrechungen leichter umgehen können? – Dann haben wir eine einfache, aber herausfordernde Übung aus unserem Buch »Selbstführung: Auf dem Pfad des Business-Häuptlings« für Sie.
Statt auf die erzwungenen Wendungen des Lebens zu warten, geht es bei dieser Übung darum, den eigenen Handlungs- und Denkmustern auf die Schliche zu kommen – und sich dann bewusst für einen Ausbruch aus dieser Routine zu entscheiden. So geht’s:
- Wählen Sie für den Einstieg in die Musterunterbrechung einen Zeitraum, in dem Sie sich einigermaßen frei von externen Zwängen fühlen (z. B. am Wochenende oder im Urlaub) und niemand unmittelbar von Ihren Entscheidungen abhängt.
- Tun Sie Dinge, die für Sie untypisch sind oder die Sie noch nie getan haben. Dinge, die Sie zwar mit Ihren Werten vereinbaren können, aber von denen Sie eigentlich sagen: „Das passt gar nicht zu mir.“ Das muss nichts Großes sein und kann sich auch auf nebensächliche oder weniger wichtige Aspekte beziehen. Dazu einige Anregungen:
- In einen Laden gehen, den Sie sonst nie betreten würden, und sich dort das Sortiment anschauen.
- Im gut sortierten Zeitschriftenladen ein Magazin kaufen, das Sie sonst nie kaufen würden – z. B. zu einem für Sie abwegigen Hobby oder auch als Mann eine klassische Frauenzeitschrift und umgekehrt.
- Überraschen Sie Ihren Partner mit etwas, was Sie noch nie getan haben.
- Essen Sie etwas, das Sie noch nie gegessen haben.
- Besuchen Sie einen Flohmarkt und feilschen Sie um Nippes.
- Gehen Sie auf dem Bürgersteig oder in der Fußgängerzone konsequent gegen den Strom und lächeln Sie dabei jeden Entgegenkommenden an.
3. Reflektieren Sie im Anschluss an diese Erfahrung der konsequenten Musterunterbrechung die folgenden Fragen und notieren Ihre Gedanken und Erkenntnisse.
- Welche überraschenden Erfahrungen habe ich gemacht? Konnte ich im Neuen etwas für mich Interessantes entdecken?
- Welche Gedanken gingen mir durch den Kopf, während ich so (für mich) ungewohnt gehandelt habe?
- Welche gedanklichen – vielleicht sogar selbst auferlegten – Schranken engen mich ein?
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